Fahrt nach Loket
Eine Delegation der Heinrich-Heine-Schule zu Halle/Saale besuchte im Januar 2011 die tschechische Bruderrepublik um sich mit den Mysterien der dort ansässigen Erdschweine auseinanderzusetzen. Nachdem sie zu frostiger Stunde artig den Bus erwarteten, streiften sie kurz darauf den Fichtelberg und besetzten denselben. Nach eingehender Begutachtung des Geländes und diverser Getränke beschloss die zitternde Delegation von hinnen zu reisen und im weiteren Verlauf die Tschechei einzunehmen. In dem Städtchen wo die Geliebte Karls des IV. nach einer Nacht fragte: „Karlo wie war i“, zu Deutsch Karlovy Vary, bewunderten wir zuerst das sozialistische Denkmal des steinernen Hotels um hernach diverse Zigarettenstände zu begutachten und uns mit den Feinheiten böhmischer Küche vertraut zu machen. Ab und an ließ auch dieser oder jener ein Och und Ach, ob der schönen Gebäude hören, obwohl das Klappern der Zähne gemeinhin weitaus mehr hörbar war. 40 oder 50 legal erworbene Stangen Zigaretten und Oblaten weiter, kamen wir in Loket an.
Loket ist ein kleiner Ort, der sich in den Ellbogen des Egers eingekuschelt hat. Hier herrschten bei unserer Ankunft minus 5 Grad und ca. 3000 Einwohner. Das war nicht weiter schlimm, weil wir unser eigenes Hotel hatten und unser eigenes Essen. Dies war vor den Bewohnern in einer 3m tiefen Grube geschützt. Aus dem Leben des Schweines erfuhren wir nichts, aber viel bei einem 500 Meter langen Stadtrundgang. Nach diesem kulturhistorischen Genuss wurde das Erdschwein aus der Grube geborgen und unter Applaus zerteilt, um dann erst auf Tellern und dann in Bäuchen verteilt zu werden. Das Erdschwein hatte nur ein kurzes Leben und eine noch geringere Halbwertszeit. Die abschließende Dienstberatung konnte leider nicht zu Ende geführt werden, da der Walzer und andere sehr schöne Schlager den Vortrag durch Becherovka und Bier ersetzten. Trotzdem kamen noch diverse Klassenkonferenzauswertungen zum Tragen. Auch ein Bier und ein Schnaps können einen echten Lehrer nicht verdrängen. Nur der Hausmeister schwieg, er dachte wohl ans Nageln.
Nach der abendlichen Dienstberatung und anderen Trinksprüchen, schritten wir morgens zum gemeinschaftlichen Frühstück. Die Männer servierten ihren Frauen Kaffe und harte Eier, woran diese sich allerliebst erfreuten. Das Frühstück ging dann auch sehr schnell vorüber und wir zur Burg. Inmitten von Gängen und altem Gemäuer wurde uns die mittelalterliche Zucht und Ordnung demonstriert, worauf sich jeder wunderte, warum dies nicht mehr zum psychologischen Ansatz heutiger Schulpolitik werden sollte. Aber als frischgebackene Erdschweinesser empfanden wir dann doch die eisenhaltigen Gerätschaften der Folterkammer als zu arg, hatten noch ein Rendezvous mit seltenen Porzellanfiguren und dann ein Stelldichein beim Bus, welcher uns verlud und gen Heimat transportierte. Unterwegs begegneten uns noch Franzisbad und diverse „Kleine Feiglinge“ und andere Liköre. In Eger wurde neben einer Stadtbesichtigung die Markthalle mit starkem Euro aufgekauft. Nach dem langsamsten Essen Bestellzeit 50 Minuten) der Welt verabschiedeten wir uns von Chleb und zogen uns hinter die Grenze zurück. Abschließend dudelten diverse Schlager und andere Muntermacher mit sehr anregenden Texten, wie „Komm unter meine Decke, du Schnecke“, uns in die Heimat. Nachdem wir die Schnecke hinter uns gebracht hatten, konnten wir sagen: „Mann eh, war das schön.“, stiegen in die Autos und danach zu Hause auf die Couch.